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KOMPLETTER SACHBERICHT BODY, CHANGE AND SHAME

MEINE ZWEITE RESIDENZ ZEIT JULI BIS AUGUST 2022


In der gesamten Zeit meiner Recherche gab es immer ein hin und her zwischen Impulsen von außen und innen. Die Ungleichbehandlung von Frauen in unserer Gesellschaft ist ein sehr öffentliches, politisches, lautes und wütendes Thema und gleichzeitig ist es sehr intim, leise und manchmal traurig. Es geht um jede einzelne und ihre eigenen Erfahrungen und Gefühle und es geht ums große Ganze: systematische Diskriminierung und veraltete Gesellschaftsstrukturen.


TANZ UND THEATER WORKSHOP Am Anfang des zweiten Teils meiner Recherche „BODY CHANGE AND SHAME“ habe ich einen Tanz und Theater Workshop über Frauenkörper, Frauenbilder, Veränderungen und Scham angeleitet. Er fand am 9. Und 10.07.22 in Oldenburg im Theater Wrede statt. Durch Werbung über diverse Social-Media-Kanäle haben wir (das Theater und ich) sehr viel Aufmerksamkeit und Rückmeldungen bekommen online. Das Thema findet im Internet viele Stimmen und Erfahrungsberichte. Dort sind wir alle ohne körperliche Präsenz und fühlen uns sicher. So erkläre ich mir auch das rege Interesse online und die dann doch geringe Anzahl derjenigen, die wirklich vor Ort waren. Es ist ein sensibles Thema und nicht Jede fühlt sich gut oder bereit es mit Fremden in fremder Umgebung zu bearbeiten. Auch die Überfüllung an Angeboten in Oldenburg in der Zeit war sicher ein weiterer Grund für die wenige Teilnehmeranzahl.

Wir sind alle Expert*innen Durch Tanz, Theaterübungen und Optik (Kostüme/Erscheinungsbild) sind wir das Thema „Frauenbilder“ nachgegangen. Den Teilnehmerinnen wurden Aufgaben gestellt, die sich auf verschiedene „weibliche“ Klischees bezogen und deren Charakteristika und Körperlichkeit erarbeitet werden sollte. Neben Schilderungen von emotionalen Erfahrungen kam auch Kritik an diesen Klischees und dem Umgang mit ihnen auf. Es wurde diskutiert, welche Problematik diese Rollen mitbringen und welche Diskriminierungen reproduziert werden bei ihrer Darstellung.
Ich habe festgestellt, dass jede der Teilnehmerinnen natürlich eine Expertin für „Frauenbilder“ war, was ihren eigenen weiblich gelesenen Körper angeht. Und wurde dadurch auch mit meinem eigenen Unwissen konfrontiert.
Die Beschäftigung mit mir und anderen Frauen hat mich beflügelt. Ich habe viel gelernt über unsere Gesellschaft und die Gemeinschaft mit den Frauen, die auch durch ähnliche Probleme und Erfahrungen entstand, hat mir viel Kraft, Motivation und auch Neugier geschenkt an diesem Thema dranzubleiben.

Die Herausforderungen Auch im zweiten Teil meiner Recherche wurde ich mit ähnlichen Problematiken wie im ersten Teil konfrontiert: Es fehlte wieder an geeigneten Räumen, ich hatte weiterhin technische Probleme und ich hatte daher wieder Schwierigkeiten Aufnahmen von mir zu machen. Außerdem haderte ich sehr mit mir selbst. Meine teilweise Überforderung und Ratlosigkeit diesem komplexen und emotionalem Thema gegenüber und das Fehlen eines Konzeptes ließen mich sehr an mir zweifeln und verlangsamte den Arbeitsprozess. Deswegen und weil politisch korrekt sein sich für mich bei diesem Thema wie ein Drahtseilakt anfühlte habe ich kaum etwas veröffentlicht. Es scheiterte immer wieder an meiner eigenen Unzufriedenheit, daran das die Dinge zu intim oder einfach nicht ausgereift waren oder ich befürchtete jemandem nicht gerecht zu werden.
Da es mit der körperlichen Recherche nicht so geklappt hat wie geplant, habe ich eine andere Möglichkeit des künstlerischen Ausdrucks wiederentdeckt: das Schreiben. Das war eine sehr fruchtbare Methode meine Ergebnisse festzuhalten oder zu durchdenken. Es hat mir Halt und Struktur gegeben während meiner Recherche. Mein Plan ist etwas davon zu veröffentlichen, wenn es so weit ist.

Die Komplexität des Themas und der gesellschaftlichen Relevanz Zu Beginn habe ich mich Impulsen von außen gewidmet um mir einen Überblick über das Thema und seine Rezeption in der Öffentlichkeit gemacht. Schnell wurde mir die Komplexität dieses Themas klar und die Fülle an Meinungen und Ansichten. Das hat mich manchmal überfordert und ich musste mir immer wieder einen klaren Rahmen schaffen. Die große Dankbarkeit über diese Förderung verwandelte sich durch die Überforderung diesem Thema gerecht zu werden dann manchmal in Frustration. Eine große Schwierigkeit war für mich auch so viele stellvertretend würdig zu vertreten und niemandem politisch auf die Füße zu treten. Das und das es auch für mich immer wieder sehr private Momente gab hat mich manchmal gehemmt mit meinen Ergebnissen und Fragen an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich habe meine eigene Haltung gesucht und festgestellt, dass diese teilweise im Wandel ist und nicht festgenagelt werden möchte.
Dieses Thema ist von gesellschaftlicher Relevanz und daher gab es ein großes Bedürfnis von meiner Seite aus, andere, viele, verschiedene Körper, Erfahrungen, Meinungen und auch Wissen einzuholen bzw. zu erfragen. Der Workshop war die ideale Gelegenheit und der Erfahrungsaustausch mit den Teilnehmerinnen hat mich ein großes Stück weitergebracht und inspiriert. Der Workshop war für mich ein großes Highlight während der Residenzzeit.
Besondere Nähe entstand mit Theater Wrede und hier vor allem mit Marga Koop. Meine Recherche hat unsere Zusammenarbeit sehr gestärkt und vertieft und wir wollen an dieser guten Basis festhalten.
Das Gefühl, das alles immer noch zu viel ist und die großen Veränderungen, die durch die Pandemie entstanden sind, waren allgegenwärtig durch meine ganze Residenzzeit. Trotzdem bin ich sehr dankbar nochmal die Möglichkeit bekommen zu haben durch mein Stipendium ergebnisoffen zu arbeiten. Ich hoffe es wird zukünftig weitere Möglichkeiten dieser Art geben. Ich werde Künstlerin sein und bleiben, egal unter welchen Umständen.


Weitere Infos über das Theater Wrede+ und die #TakeHeartResidenzen2022 hier:


Mein Recherche Projekt wird gefördert von Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR





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